Pressemitteilung zum geplanten Bodenlager für den Erdaushub des Terminal 3
Die Baugrube für Terminal 3 wurde 2015 bis 2017 ausgebaggert. Bereits seit Ende 2018 lagert der mit PFCs kontaminierte Aushub provisorisch am Flughafen Frankfurt.
Informiert wurde die breite Öffentlichkeit aber erst jetzt. Denn nun folgt ein Verfahren nach BIMSchG mit Öffentlichkeitsbeteiligung zur Errichtung eines regulären Bodenlagers im Süden des Flughafens. Dabei war schon seit dem Jahr 2006 bekannt, daß das Erdreich auf dem Gelände der ehemaligen US-Airbase mit PFCs (per- und polyfluorierten Chemikalien) verunreinigt ist, also noch vor dem Planfeststellungsbeschluß zum Flughafenausbau im Jahr 2007 und lange vor der Baugenehmigung des Terminal 3 im Jahr 2014.
Seit 2007 sind auf dem Flughafen Grundwasser-Entnahmebrunnen und -Reinigungsanlage in Betrieb, um zu verhindern, dass diese dort nachgewiesenen Stoffe Trinkwasserbrunnen und das Mainwasser gefährden. Es wurden sogar schon Flughafen-nahe Brunnen wegen der Belastung stillgelegt.
PFCs bestehen aus verschiedenen Verbindungen, die in der Natur nicht vorkommen und bei denen toxische, krebserregende Eigenschaften nachgewiesen und weitere vermutet werden. PFCs werden in der Umwelt nicht abgebaut, sondern angereichert.
Seit Jahren ist bekannt, dass es etliche PFC-Problem-Orte in Bayern und Baden-Württemberg, am Düsseldorfer Flughafen und an vielen Standorten der Bundeswehr gibt. Konsequenzen wurden in Hessen daraus keine gezogen. Die Komplikationen wurden so lange wie möglich ignoriert, Genehmigungen trotzdem erteilt.
In den Jahren 2015 - 2017 wurden aus den Reihen der Bürgerinitativen etliche Anfragen zu Trinkwasserschutz/sanierung, zum Monitoring und zum Verbleib des Erdaushubs des Terminals 3 insbesondere an das Regierungspräsidium Darmstadt (RP), aber auch an das hessische Umweltministerium gestellt.
Die Antworten waren Beschwichtigungen, jedoch keine zufrieden stellende Auskünfte. Es sei alles in Ordnung, oben liegende Auffüllungsbereiche seien abgehoben und in Abstimmung mit dem RP Darmstadt entsorgt worden, weitere Eintragsstellen im Bereich der ehemaligen US-Airbase wären nicht festgestellt werden.
Es ist höchst unwahrscheinlich, daß die Probleme nicht bekannt waren und jetzt plötzlich und unerwartet auftreten, zumal es fast zwei Jahre lang dauerte, bis die Baugrube komplett ausgehoben war.
Das Terminal 3 hätte ohne ausreichende Bodenproben und dem Nachweis einer unverzüglichen und ausreichenden Entsorgung des belasteten Aushubs nie genehmigt werden dürfen! Daß der Bau des Terminals trotzdem durchgezogen wird, ist ein Skandal.
Auch die vorgesehene Dauer des Bodenlagers auf 5 Jahre (beantragt waren ursprünglich gar 5-10 Jahre) spricht Bände: es gibt keine ausreichenden Deponie-Kapazitäten, die sachgerechte Aufbereitung und Lagerung ist ungeklärt. 5 Jahre – das RP bezeichnet das als „kurzfristig“. Ein Zeitraum über ein halbes Jahrzehnt ist wohl kaum als temporär zu werten. Das geschieht vermutlich vor allem deshalb, um den Anschein von Rechtmäßigkeit des Planfeststellungsbeschlusses zu wahren. Denn die Fläche für das geplante Bodenlager war vor 10 Jahren noch Bannwald und gehört zu den ca. 100 Hektar, die 2009 im Süden des Flughafens gerodet wurden. Das besagte Areal wurde angeblich dringend für Frachtanlagen benötigt. Und heute wird dort lediglich ein Parkplatz betrieben.
Angesichts dieser Vorgeschichte ist völlig unverständlich, dass es keine Umweltverträglichkeitsprüfung geben soll. Und warum muß der Standort des Bodenlagers ausgerechnet über einem Wasserschutzgebiet liegen, nur 1,5 km entfernt vom Walldorfer Badesee und nahe dem nördlichen Ortsrandes von Walldorf?
Wir behalten außerdem die Gesamtbelastung im Blick: die Abholzungen des Bannwaldes in Langen für den Kiessabbau (genehmigt durch das RP Darmstadt), und die räumliche Nähe zu den Trinkwasserbrunnen bilden einen weiteren Brennpunkt in diesem Gebiet. Beide Projekte – permanenter Flughafenausbau und Kiessabbau - sind umweltpolitisch desaströs.
Wir haben die Fraport-Fruchtfolge satt, die lautet: Bannwaldrodung – Parkplatz – Bodenlager – Frachtfläche!
Petra Schmidt, Mörfelden-Walldorf, den 13.01.2020
Petra Schmidt
Bäckerweg 25
64546 Mörfelden-Walldorf